Impfungen

Impfungen sind aus der Gesundheitsvorsorge heutzutage nicht mehr wegzudenken. Zu groß ist der Nutzen im Vergleich zum Aufwand. Sie trifft nur ein kleiner Pieks und Ihr Körper ist für eine lange Zeit vor einer Krankheit geschützt. Vor Einführung der Impfungen kam es durch viele Infektionen zu schweren Krankheitsbildern, lebenslangem Siechtum oder Tod. Impfungen sind heute extrem wirksam, sicher und gut verträglich.

Nachfolgende Impfungen werden von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch Institut (STIKO) empfohlen und stellen überwiegend Kassenleistungen dar:

Mögliche Impfungen

Diphtherie

 

Erreger: Corynebacterium diphtheriae. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Gift (Toxin) dieses Bakteriums.

Übertragung: Die auslösenden Bakterien werden durch Husten oder Niesen von Mensch zu Menschen übertragen (Tröpfcheninfektion)

Symptome: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber und Schlappheit. Weiß-gelblicher, pelziger Belag auf der Zunge, im Hals und auf den Mandeln. Dadurch fällt das Sprechen schwer. Bellender Husten.

Behandlung: Frühzeitige Antibiotikatherapie mit gutem Heilungsverlauf. Bei später Behandlung kann es zu Herz-Kreislaufbeschwerden, Lungenentzündung und Nieren - und Leberversagen kommen. In 5-10 % der Erkrankungen endet sie tödlich.  

Impfung: Die Grundimmunisierung, bestehend aus vier Dosen Diphtherie-Impfstoff, sollte schon im frühen Kindesalter erfolgen:

  • 1. Impfdosis: ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat
  • 2. Impfdosis: ab dem vollendeten 3. Lebensmonat
  • 3. Impfdosis: ab dem vollendeten 4. Lebensmonat
  • 4. Impfdosis: am Ende des 1. Lebensjahres (11. bis 14. Lebensmonat)
  • Eine erneute Auffrischung sollte im 5. und 17. Lebensjahr erfolgen, danach alle 10 Jahre. Die Auffrischungsimpfung erfolgt in der Regel zusammen mit einer Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus), Kinderlähmung (Polio) und Keuchhusten (Pertussis).

 

Hepatitis B (bis zum 18. Lebensjahr und bei erhöhtem Infektionsrisiko)

 

Erreger: Das Hepatitis B-Virus führt zur Erkrankung der Leber.

Übertragung: Häufig erfolgt die Übertragung durch sexuellen Kontakt. Die Infektion kann über Sperma, Scheidensekret oder Speichel weitergegeben werden. Durch andere infizierte Körperflüssigkeiten wie Muttermilch, Tränenflüssigkeit und insbesondere Blut kann der Erreger weitergegeben werden. Besonders gefährdete Personengruppen sind:

  • medizinisches Personal
  • Dialysepatienten
  • Drogenabhängige
  • Patienten, die Blutkonserven oder Blutplasma erhalten (Blutprodukte werden heute aber vor der Verabreichung streng kontrolliert)
  • Menschen, die sich Ohrlöcher, Tattoos oder Piercings unter unhygienischen Bedingungen stechen lassen

Symptome: Zu unterscheiden ist der akute und der chronische Verlauf.

  • akute Hepatitis: mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen, leichtes Fieber, Gelbsucht (Ikterus) mit Verfärbung der Haut, Schleimhäute und der Skleren im Auge, Verfärbung von Stuhl und Urin.
  • chronische Hepatitis: Bei persistierendem Antikörpernachweis über 6 Monate . Oft symptomlos. Wenn doch Symptome auftreten, dann meist Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust. Ca. 10 % der akuten Infektionen der Erwachsenen haben einen chronischen Verlauf.  Bei Kindern gehen etwa 90% in einen chronischen Verlauf über.

Behandlung:

  • Bei einer akuten Infektion ist in der Regel keine spezifische Hepatitis-B-Therapie notwendig. Die Erkrankung heilt fast immer spontan von allein aus.
  • Behandlung mit speziellen antiviral wirksamen Medikamenten: Nukleosid- und Nukleotid-Analoga oder Interferon α (PEG-Interferon α).  Ziel der medikamentösen Therapie ist es, die Virusmenge im Blut so weit wie möglich abzusenken, um das Risiko einer Leberzirrhose und von Leberkrebs zu verringern.

Impfung:

  • Zu unterscheiden ist eine akive Hepatitis Grundimmunisierung mit Gabe von 3 oder 4 Einzeldosen. Die STIKO empfieht entweder eine Impfung für Säuglinge oder Kleinkinder oder in der Pubertät bis zum 18. Lebensalter. Diese Empfehlung gilt auch für die angeführten Risikogruppen wie u.a. medizisches Personal, Dialysepatienten, Homosexuelle, Prostutierte und Drogensüchtige.
  • Eine passive Immunisierung mit vorhandenen Antikörpern kann bei möglichem Kontakt mit infiziertem Blut erforderlich sein. Beispielhaft ist die Nadelstichverletzung bei einer Operation eines Hepatitis B-Patienten zu nennen oder die Impfung des Neugeborenen einer infizierten Schwangeren.
Humane Papilloma Virus (HPV für Mädchen und Jungen)

 

Erreger: Humane Papillomviren (HPV).  Sie gehören zu den DNA-Viren. Ihre Erbinformationen sind wie das menschliche Erbgut auf einem DNA-Strang gespeichert und benötigen zu ihrer Vermehrung menschliche Zellen. Es gibt ca. 150 Untergruppen. Bei der Enstehung von genitalen Warzen sind die Untergruppen 6 und 11 beteiligt (sog. low risk HPV). Gebärmutterhalskrebs (Cervixcarcinom) entsteht in vielen Fällen auf der Basis einer HPV-Infektion mit sog. high risk HPV. Hierunter fallen die Unterguppen 16 und 18 aber auch die Untergruppen 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59 und 66.

Übertragung: Hautwarzen werden meistens durch reinen Hautkontakt verursacht. Humane Papilloma-Viren, die Warzen im Genitalbereich verursachen oder für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ursächlich sind, werden überwiegend durch Schleimhautkontakt (Geschlechtsverkehr) übertragen. Möglich ist eine Virusübertragung aber auch durch eine sog. Schmierininfektion an infizierten Gegenständen sowie unter der Geburt (von der infizierten Mutter auf das Kind).

Symptome: Hautwarzen, Genitalwarzen, auffällige zytologische Abstriche bis hin zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs.

Behandlung: Warzenbehandung medikamentös, Vereisung mit Stickstoff oder Lasertherapie. Zytologische Veränderungen am Gebärmutterhals bedürfen einer engmaschigen Kontrolle. Bei rezidivierenden auffälligen Kontrollabstrichen kommt eine operative Intervention durch eine kegelförmige Umschneidung am Gebärmutterhals (Konisation) oder eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) in Betracht. Das genaue Vorgehen hängt vom der Intensität der Auffälligkeit ab und bedarf einer eingehenden Besprechung.

Impfung: Nach neuesten Empfehlung der STIKO sollte bereits zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr zweimal geeimpft werden. Dabei steht inzwischen ein 9-fach-Impfstoff zur Verfügung, der gegen die Virustypen HPV 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 immunisiert.

Nach dem 14. bis zum 18. Geburtstag erfolgt die Impfung in drei Schritten. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Leider verzichten immer noch zwei Drittel der Mädchen wegen verschiedenster unbegründeter Vorbehalte, Ängste, Fehlinformationen auf eine Impfung. Dabei wäre es möglich, bei breiterer Durchimpfung von Mädchen und Jungen auf Dauer die Krebsvorsorgeintervalle zu vergrößern.

 

Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) auch die Impfung von Jungen nach dem gleichen Impfmuster wie bei Mädchen. Inzwischen übenehmen auch hier die Krankenkassen die Kosten bis zum 18. Geburtstag .

Diskutiert wird, in wie weit eine Impfung nach Konisation wegen eines auffälligen zytologieschen Befundes bei Vorliegen einer high risk HPV-Infektion sinnvoll und nutzbringend sein kann. Eine abschließende Meinungsfindung ist noch nicht erfolgt. Eine Impfung wird aber in einzelnen onkologischen Zentren durchgeführt. Sie stellt aber keine Kassenleistung dar.

Influenza (Grippeimpfung )

 

Erreger: Orthomyxovieren vom Typ A, B oder C. Für den Menschen sind die saisonal auftretenden Influenza A- und B-Viren besonders relevant.

Übertragung: Die Viren werden durch Husten oder Niesen von Mensch zu Menschen übertragen (Tröpfcheninfektion)

Symptome: Hier sollte man unterscheiden zwischen einer Erkältung und einer Grippe.

typische Symptome einer Erkältung

  • Schnupfen
  • Husten
  • Halsschmerzen
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Schlappheitsgefühl

typische Symptomatik einer Grippe

  • hohes, plötzlich aufkommendes Fieber
  • starke Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • oft kommt Reizhusten hinzu

 

Behandlung:  symptomatisch

 

Impfung: In Deutschland treten saisonale Grippewellen im Winterhalbjahr meist nach dem Jahreswechsel auf. Die auf Bevölkerungsebene messbare Influenza-Aktivität steigt in den meisten Jahren im Januar oder Februar deutlich an und erstreckt sich durchschnittlich über 8 bis 10 Wochen und länger. Am besten sollte die Impfung von Oktober bis November, also vor der „Grippesaison“, erfolgen. Der Körper benötigt nach der Injektion des Impfstoffes ein wenig Zeit, um einen ausreichenden Immunschutz aufzubauen.  Die Impfung schützt den Menschen sechs bis zwölf Monate lang vor der Erkrankung. Erfolgt die Impfung kurz vor dem Auftreten der Erkrankung, so kann der Krankheitsverlauf deutlich abgeschwächt verlaufen.

Während der jährlichen Grippewellen werden schätzungsweise 5% – 20% der Bevölkerung infiziert. Bei einer schweren Grippewelle wie in der Saison 2012/2013 wurden rund 30.000 Influenza-bedingte Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfälle geschätzt, während in einer milden Saison (wie z.B. 2013/2014) nur rund 3.000 Krankenhauseinweisungen geschätzt werden und eine Influenza-assoziierte Übersterblichkeit (Exzess-Mortalität) nicht nachzuweisen war. Die Zahl der nachgewiesenen Todesfälle durch Grippe in der Saison 2017/2018 betrug 1600.

Wer sollte sich impfen lassen:
• alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr
• Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und Personen in häuslicher Pflege
• chronisch Kranke wie Diabetiker, an MS erkrankte Personen und Krebspatienten
• Schwangere Frauen ab der 13. SSW und
• medizinisches Personal und alle, die im Publikumsverkehr arbeiten.

 

Masern

 

Erreger: Erreger ist das hochansteckende, weltweit verbreitete Masernvirus. Die Infektion tritt überwiegend im Kindesalter auf. Zunehmend betroffen sind inzwischen Jugendliche und Erwachsene bedingt durch Impflücken und den Zustrom von nicht geimpfeten Menschen.

Übertragung: Das die Krankheit  auslösende Virus wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen aus Nasen- oder Rachensekret übertragen. Benutzung des selben Besteckes!

Symptome:

  • grippeähnliche Symptome, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung und ein erster Fieberschub sowie die typischen weißlichen Flecken an der Mundschleimhaut (Koplik-Flecken) im ersten Stadium (Prodromalstadium).
  • Im zweiten Stadium (Exanthemstadium) tritt der typische Masern-Ausschlag (rote, ineinanderfließende, an den Ohren beginnende Flecken) auf mit erneutem Fieberschub.
  • In 10-20 % der Maserninfektionen treten Komplikationen auf: Hierzu zählt eine Bronchitis, eine Mittelohr- und/oder Lungenentzündung sowie eine lebensgefährliche Gehirnhautentzündung (Enzephalitis). Spätfolge kann eine chronische Entzündung des Gehirns sein, die so genannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE).

Behandlung: Bettruhe, fiebersenkende Maßnahmen (Wadenwickeln, Paracetamol) und bei sich zusätzlich aufgepfropfter bakteriellen Lungenentzündung Antibiotika.

Impfung: Alle Säuglinge sollten aktiv gegen Masern geimpft werden. Bei dem Masern-Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff, der aber nur abgeschwächte Masernviren enthält, die ihre krankmachende Wirkung ganz oder teilweise verloren haben (aktive Impfung). Hiergegen bildet der Körper dann Antikörper. Erst mit einer zweiten Impfung entfaltet die Masern-Impfung ihre volle Schutzwirkung. Die erste Impfdosis sollten Säuglingen zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat verabreicht werden. Die zweite sollte dann zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat gegeben werden (frühestens vier Wochen nach der ersten Impfdosis). Für den Fall , dass ein Erwachsener, der nach 1990 geboren wurde, keinen Impfschutz hat oder diesen nicht nachweisen kann, wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, einmalig einen Kombinationsimpfstoff zu verwenden, der auch gegen Mumps und Röteln wirkt (MMR-Impfstoff).

 

Schwangerschaft: Eine Masern-Infektion in der Schwangerschaft bei einer ungeimpften Patientin führt beim ungeborenen Kind zwar nicht zu einer direkten Schädigung (Embryopathie). Die Rate an Fehl- oder Totgeburten ist aber erhöht, ebenso die Rate an Säuglingssterblichkeit. Eine Impfung vor der Schwangerschaft ist dringend anzuraten.

Meningokokken

 

Erreger: Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind weltweit vorkommende Bakterien.  Hierdurch kann es zu einer gefährlichen Entzündung der Hirnhaut- und Rückenmarkshaut kommen. Es gibt verschiedene Unterarten der Meningokokken, medizinisch relevant sind die Untergruppen A, B, C, und die seltenen Gruppen W und Y. In Mitteleuropa ist am häufigsten die Untergruppe C vertreten. Besondere Vorkommensgebiete für C und A sind: Die Sahel-Zone, Nord- und Ostafrika, Saudi Arabien, der Nahe Osten sowie Nodindien und Nepal.

Übertragung: Übertragen wird die Meningistis von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen beim Sprechen, Niesen oder Husten. Am häufigsten betroffen sind Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche.

Symptome: Typische Infektionszeichen sind hohes Fieber und starke Kopfschmerzen. Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Verweigerung der Nahrungsaufnahme und Bewusstseinstrübung können hinzutreten.

Behandlung: Die Meningitis ist zwar grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar, das setzt aber voraus, dass die Gabe der Antibiotika früh genug im Krankheitsverlauf erfolgt. Den besten Schutz vor solchen Infektionskrankheiten bietet nur die prophylaktische Impfung.

Impfung: Bei allen Meningokokken-Impfstoffen handelt es sich um einen Totimpfstoffe. Im menschlichen Körper werden nach der Impfung Abwehrstoffe (sog. Antikörper) gegen die Bakterien aufgebaut. Diese Antikörper sind in der Lage, bei einer Ansteckung mit Meningitisbakterien diese abzufangen und zu neutralisieren. Sie richten sich gegen die in der Hülle des Bakteriums vorhandenen Polysaccaride. Dadurch kann der Ausbruch der Erkrankung verhindert werden. Eine Impfung wird empfohlen z.B. für Personen, die einen längerem Aufenthalt in Großbritannien (Au-Pair, Austauschschüler) planen, bei Reisen in Hochrisikogebiete, für Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie für Personen, die Kontakt zu an Menigites Erkrankten haben. Wir unterscheiden folgende Impfstoffe:

  • unkonjungierte Impfstoffe: Sie enthalten nur Polysaccaride. Dieser Impfstoff gegen Meningokokken C steht ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat zur Verfügung. Die Erstimmunisierung sollte mit diesem Impfstoff erfolgen.
  • konjungierte Impfstoffe: In ihnen sind Vielfachzucker an Eiweiß gebunden. Dieser Impfstoff steht für Erwachsene und Kinder als 4-fach-Impfstoff ab dem zweiten Lebensjahr zur Verfügung. Bei jüngeren Kindern ist ein Schutz gegen die Gruppen C, W 135 und Y nicht gesichert. Dieser 4-fach-Impfstoff ist insbesondere für Reisen in Hochrisikogebiete empfehlenswert mit besonderem Kontakt zu Einheimischen.
Mumps

 

Erreger: Mumps ist eine akute Viruserkrankung. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die meist Kinder betrifft, aber auch Jugendliche und Erwächsen können erkranken. Seit 2013 ist die Erkrankung meldepflichtig.

Übertragung: Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen oder Austausch von Speichel (Küssen).

Symptome: Der Beginn der Erkrankung ist meist durch allgemeine Mattigkeit, Kopf- und/oder Gliederschmerzen sowie Fieber gekennzeichnet. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung der Ohrspeicheldrüse ein- oder beidseits. Meist ist die Prognose gut.

Komplikationen: Als mögliche Komplikationen können Hirnhautentzündung (Menigitis), Hirnentzündung (Enzephalitis), Innenohrentzündung mit Schwerhörigkeit auftreten. Darüberhinaus kann es zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Nierenentzündung (Nephritis) und Gelenkentzündung (Arthritis) kommen. Typische Erkrankungen bei Männern sind Hodenentzündung (Orchitis) und Nebenhodenentzündung (Epididymitis). Als Folge der Infektion kann eine Unfruchtbarkeit (Sterilität) eintreten. Dies gilt insbesondere, wenn die Infektion im Erwachsenenalter auftritt.

Behandlung: Die Behandlung erfolgt symptomatisch durch kühlende Umschläge und Schmerzmittel

Impfung: Kinder erhalten im Alter zwischen 11 und 14 Lebensmonaten die erste Dosis der Mumps-Impfung. Die zweite Impfdosis sollte frühestens vier Wochen danach im Alter zwischen 15 und 23 Lebensmonaten gegeben werden. Sie soll sicherstellen, dass auch wirklich alle Kinder bis ins Erwachsenenalter vor Mumps-Viren geschützt sind. Bei nicht geimpften Kindern und Jugendlichen sollte die Mumps-Impfung so bald wie möglich nachgeholt werden. Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind und keine Mumps-Impfung (oder nur eine Dosis) erhalten haben, wird in bestimmten Fällen eine einmalige Impfdosis empfohlen - nämlich dann, wenn sie im Gesundheitsdienst in der direkten Patientenversorgung, in Gemeinschaftseinrichtungen oder Ausbildungseinrichtungen für junge Erwachsene tätig sind.

Schwangerschaft: Viele Frauen fürchten, dass eine Infektion mit dem Mumps-Virus während der Schwangerschaft auf das Ungeborene übergreifen kann. Eine Mumpsinfektion während der Schwangerschaft erhöht aber weder das Risiko für kindliche Fehlbildungen noch für eine Fehlgeburt. Das ungeborene Kind ist also nicht gefährdet.

Pertussis (Keuchhusten)

 

Erreger: Keuchhusten wird durch die Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst und ist sehr ansteckend. Es besteht eine Meldepflicht.

Übertragung:  Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten, Sprechen oder Küssen.

Symptome: Es werden drei Stadien unterteilt.

  • Erkältungsphase (Stadium catarrhale): Husten Schnupfen, Niesen, Halsschmerzen
  • Anfallstadium (Stadium convulsivum): Durch den Befall von Nase, Rachen, Luftröhre und Lunge werden stakkatoähnliche Hustenanfälle ausgelöst, die bis zu  sechs Wochen andauern können. Begleitet sind sie oft durch Auswurf und Würgereiz.
  • Erholungsstadium (Stadium decrementi): Hustenreiz flacht ab und wird seltener. Dauer bis zu 10 Wochen.
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Hustenanfälle zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. (Atemstillstände)

Behandlung: Bettruhe, körperliche Schonung, Inhalation, aureichendes Trinken, ggfls. Antibiose

Impfung: Es wird empfohlen, die Pertussis-Impfung im Kindesalter ab dem zweiten Lebensmonat durchzuführen. Regelmäßige Auffrischimpfungen halten den Impfschutz gegen Keuchhusten auch im Erwachsenenalter aufrecht.  Besonders folgende Personengruppen sollten gegen Keuchhusten geimpft sein:

  • Frauen im gebärfähigen Alter: Vergleichbar mit der Influenza-Grippeimpfung sollte die Pertussisimpfung in der Schwangerschaft erfolgen. So bekommt der Säugling die frischen Antikörper der Mutter gegen der Erreger noch direkt mit auf den Weg und ist in den ersten Lebenswochen geschützt (Nestschutz).
  • enge Kontaktpersonen von Schwangeren im gleichen Haushalt und Betreuer (z. B. Tagesmütter, Eltern, Geschwister, Oma, Opa) möglichst vier Wochen vor der Geburt des Kindes
  • pflegende Eltern eines Keuchhusten-kranken Kindes

Schwangerschaft: Eine Keuchhusten-Erkrankung während der Schwangerschaft führt nicht zur Gefährdung des Kindes. Durch den Stakkato-Husten können aber vorzeitige Wehen und/oder eine  Verkürzung des Gebärmutterhalses (Cervixinsuffizienz) auftreten.

Pneumokokken ab dem 60. Lebensjahr

 

Erreger: Pneumokokken sind Bakterien. Sie können unterschiedlichste Krankheitsbilder wie Lungenentzündung (Pneumonie), Hirnhautentzündung (Meningitis), Mittelohrentzündung (Otitis) sowie Nasennebenhöhleninfektion (Sinusitis) auslösen

Übertragung: Tröpfcheninfektion

Symptome: abhängig von den betroffenen Organen. Besonders gefährdet sind zum einen Säuglinge und Kleinkinder, zum anderen ältere Menschen und alle Personen, die in ihrer Immunität deutlich geschwächt sind. Hierzu zählt der Personenkreis mit chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenleiden (wie Asthma bronchiale, COPD oder Bronchitis), Stoffwechselerkrankungen (wie Diabetes mellitus) oder Nierenleiden (wie Dialyspatienten).

Behandlung: Antibiotikagabe und sonstige medikamentöse Maßnahmen in Abhängigkeit vom Krankheitsbild. Bei jungen, gesunden Menschen verläuft die Erkrankung in der Regel ohne Komplikationen.

Komplikationen: Für ältere Menschen sowie für Erwachsene und Kinder mit Vorerkrankungen oder Abwehrschwäche stellt die Infektion eine tödliche Bedrohung dar. Weltweit sterben pro Jahr ca. 12 Millionen Menschen an der Pneumokokkeninfektion. Die Hälfte der Todesfälle ereignet sich in den ersten beiden Tagen der Infektion.

Impfung: Die Pneumokokken-Impfung ist ein Todimpfstoff, der im Körper der geimpften Person eine Antikörperproduktion gegen die Hüllstoffe des Pneumokokkenbakteriums aktiviert. Kommt es zu einer Infektion, fangen die Antikörper die Pneumokokken-Bakterien ab.

Im Säuglingsalter wird entsprechend den STIKO-Empfehlungen von 2006 im zweiten Lebensmonat die erste, im vierten Monat die zweite und zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat die dritte Impfung gegeben. Bei Personen über 60 Jahren und erhöht gefährdeten, immungeschwächten Personen erfolgt eine einmalige Gabe. Der Impfschutz hält 5 Jahre und sollte bei diesem Personenkreis im 6. Jahr nach der Impfung erneuert werden.

Poliomyelitis (Kinderlähmung)

 

Erreger: Polio-Virus. Es werden drei immunologisch unterschiedliche Typen (Typ 1, 2, 3) unterschieden. Dabei handelt es sich um Enteroviren. Sie leben und vermehren sich in der Darmschleimhaut und dem Lymphgewebe der Darmwand. Der Mensch ist der einzige natürliche Wirt der Polioviren.

Übertragung: Das Polio-Virus kann beim Husten oder Niesen über den Speichel übertragen werden. Der Hauptübertragungsweg ist aber fäkal-oral: das Virus wird mit dem Stuhl ausgeschieden und über kontaminierte Lebensmittel auf den nächsten Menschen übertragen.

Symptome: Bei über 90 Prozent der Infizierten verläuft die Infektion ohne Symptome (asymptomatisch) unter Ausbildung von Antikörpern.

Bei ca. 4 bis 8 % der Infizierten entwickeln die Patienten nach 6 bis 9 Tagen nach der Ansteckung mit dem Polio-Virus kurzzeitig unspezifische Symptome wie Fieber, Übelkeit, Durchfall, Magen-, Hals-, Kopf- und Muskelschmerzen (Abortive Poliomyelitis).

Komplikationen: In einem kleinen Kollektiv kommt es zu einer Beteiligung des Nervensystems, zum Teil mit vorübergehendem Auftreten von Fieber, Muskelkrämpfen, Rückenschmerzen und Nackensteifigket (Nicht-paralytische Poliomyelitis), zum Teil treten schlaffe asymmetrische Lähmungserscheinungen an Augenmuskeln, Beinen, Armen, Bauch, Brustkorb auf bis hin zur Atemlähmung (paralytische Poliomyelitis).

Behandlung: Bei Verdacht erfolgt eine Isolierung des Patienten. Es besteht eine Meldepflicht. Die Behandlung  erfolgt symptomatisch, Bettruhe und fiebersenkende entzündungshemmende Schmerzmittel. Die Ursache der Kinderlähmung selbst kann bis heute nicht behandelt werden – egal, in welchem Stadium der Erkrankung der Patient sich befindet.

Impfung: Von 1960 bis 1998 wurde in Deutschland die sog. Schluckimpfung (OPV = oral polio vaccine) verabreicht. Sie enthielt abgeschwächte lebende Polioviren. Darunter kam es vereinzelt zu Infektionen, sodass diese Impfform aufgegeben wurde. Nunmehr wird bei der Polio-Impfung nur noch ein inaktivierte Polio-Vakzine (IPV) als Injektion verwendet, das keine Erkrankung hervorrufen kann. Der trivalente Polio-Impfstoff ist ein Totimpfstoff, der nur abgetötete Polio-Erreger aller drei Typen (daher „trivalent“), enthält.

Die Grundimmunisierung erfolgt im Säuglingsalter. Die erste Impfdosis wird ab dem vollendeten 2. Lebensmonat gegeben, die zweite Dosis mit dem vollendeten 3. Lebensmonat, die dritte Dosis ab dem vollendeten 4. Lebensmonat und die vierte am Ende des ersten Lebensjahres (11. bis 14. Lebensmonat). Auffrischungen sollten im 17. Lebensjahr erfolgen. Eine Auffrischung nach 10 Jahren ist nur für folgenden Personenkreis erforderlich:

  • Reisende in Länder mit Infektionsrisiko (dabei sind die aktuellen Meldungen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zu beachten)
  • Medizinisches Personal, das engen Kontakt zu Polio-Kranken hat
  • Personal in Laboren mit Poliomyelitis-Risiko
  • Aussiedler, Flüchtlinge und Asylbewerber in Gemeinschaftseinrichtungen, wenn sie aus Regionen mit Polio-Risiko eingereist sind
  • Personal der genannten Einrichtungen

Obwohl die Erkrankung in Deutschland seit 1990 nicht mehr aufgetreten ist, werden durch den internationalen Reiseverkehr vereinzelt Polio-Erkrankungen eingeschleppt. Deshalb ist die Poliomyelitis-Impfung weiterhin wichtig.

Röteln

 

Erreger: Röteln wird durch das weltweit verbreitete Rötelnvirus (Rubella-Virus) hervorgerufen.

Übertragung: Die Krankheit wird durch Tröpfchen übertragen. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 5. und 9. Lebensjahr.

Symptome: : Zu Beginn zeigen sich oft erkältungsähnliche Symptome. Dazu können noch Husten, Schnupfen und eine Bindehautentzündung treten. Daran schließt sich der typische  Röteln-Ausschlag an, gekennzeichnet durch kleine, hellrote Flecken, die zu allererst hinter den Ohren auftreten und sich dann über das Gesicht, Arme und Beine auf den ganzen Körper ausbreiten. Anders als bei dem Masernexanthem verlaufen die Flecken nicht ineinander und es tritt kein oder nur sehr selten ein Juckreiz auf.

Behandlung: Eine Behandlung ist meist nicht notwendig. Evtl. kommen Schmerzmittel und Fiebersenker zum Einsatz.

Impfung: Die Impfung besteht aus zwei Impfdosen. Dabei handelt es sich um eine abgeschwächte Lebendimpfung, die den Körper zu einer Antikörperbildung veranlasst.  Diese sollten möglichst innerhalb der ersten zwei Lebensjahre verabreicht werden. In aller Regel erfolgt die Impfung zusammen mit der Masern-und Mumpsimpfung (MMR-Impfung). Röteln-Impfungen können aber auch später noch durch 2 Impfgaben nachgeholt werden. Alle Frauen im gebärfähigen Alter ohne bisherigen Rötelnkontakt- besonders Frauen mit Kinderwunsch- sollten unter sicherem Antikonzeptionsschutz (z.B. Pille) zweimal nachgeimpft werden.

Schwangerschaft: Die Impfung ist besonders wichtig vor einer Schwangerschaft für alle Frauen, die keine Rötelerkrankung selbst durchgemacht haben oder nicht oder nicht ausreichend geimpft worden sind. Eine Infektion in der Schwangerschaft kann schwere Schäden beim Ungeborenen verursachen. Es kann zur Erblindung des Kindes kommen. Geistige Retardierung und/oder körperliche Fehlbildungen können die Folge sein.

Tetanus (Wundstarrkrampf)

 

Erreger: Bakterium Clostridium tetani. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Gift (Toxin). Der Erreger kommt vorwiegend im Erdreich vor. Als Folge einer Verletzung gelangt das Bakterium über die Haut (z.B. bei Gartenarbeiten) in den Körper und produziert dort zwei Toxine (Bakteriengifte). Eines davon, Tetanospasmin, ist für die typischen Symptome des Wundstarrkrampfs verantwortlich. Die eigentliche Gefahr stellen also nicht die Bakterien selbst dar, sondern deren Tetanus-Gift.

Übertragung: Selbst durch kleinste Verletzungen der Haut gelangt das Bakterium in den menschlichen Körper. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Symptome:

  • Schmerzen und Muskelsteifigkeit, vor allem im Nacken und Gesicht
  • Blutdruckanstieg
  • Schwitzen
  • Unruhe, Reizbarkeit
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Krämpfe in den Gliedmaßen
  • Atemprobleme
  • Säuglinge, die an einem neonatalen Tetanus leiden, zeigen zudem eine ausgeprägte Trinkschwäche.

Behandlung: Gegen die ausgebrochene Erkrankung gibt es keine kausale Behandlung. Weil sich die Tetanustoxine über die Nervenscheiden ausbreiten, sind sogar hochdosierte Serumgaben (fremde Antikörper, passive Immunisierung) über die Blutbahn umstritten. Die Ausbreitung und Vermehrung des Tetanuserregers wird durch die gründliche Ausschneidung der Wunde oder in Einzelfällen durch die Amputation der betroffenen Gliedmaße  versucht. Dabei soll eine weitere Toxinproduktion in der Wunde unterbunden werden. Darüberhinaus kann das Therapeutikum Metronidazol angewendet werden. Gleichzeitig werden muskelrelaxierende Mittel eingesetzt. Um Leben zu retten, werden muskelrelaxierende Medikamente eingesetzt. Eine künstliche Beatmung kann notwendig sein. Oft verläuft die Krankheit tödlich.

Impfung: Die Grundimmunisierung sollte schon im Säuglingsalter erfolgen. Im 5.-6. und zwischen dem 9. und 17. Lebensjahrer erfolgt dann jeweils eine Auffrischung und danach alle 10 Jahre. Hierzu wird ein aktiver, abgeschwächter Impfstoff (Tetanol) verwendet, der eine Antikörperbildung beim Geimpften bewirkt, ohne selbst an Tetanus zu erkranken. Sollte es später zu einer tatsächlichen Ansteckung mit dem gefährlichen Erreger kommen, kann das Immunsystem auf die bereits gebildeten Antikörper zurückgreifen. Der Geimpfte ist also immun und kann nicht mehr erkranken. Die Auffrischimpfung wird als Vierfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung (Polio) und Keuchhusten (Pertussis) gegeben.

Bei vollständig fehlendem und unvollständigem Impfschutz und gleichzeitigem Vorliegen einer offenen Verletzung wird ein passiver Impfstoff (Tetagam) verabreicht, der bereits fertige Antikörper enthält, welche gegen das Tetanospasmin gerichtet sind.

Varizellen (Windpocken)

Erreger: Die Infektion kommt durch Kontakt mit dem hochansteckendem Varizelllen-Zoster-Virus zustande. Die Erkrankung ist meldepflichtig.

Übertragung: Vorwiegend erfolgt die Übertragung durch Tröpfchen. Die Viren können einige Meter durch die Luft übertragen werden. Deshalb wird die Krankheit auch "Windpocken"-Krankheit genannt. Vereinzelt kommt es auch durch Kontakt mit Virus-haltiger Flüssigkeit aus den Hautbläschen zu einer Erkrankung (sog. Schmierinfektion).

Symptome: Zu Beginn treten allgemeine Beschwerden wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen auf verbunden mit Abgeschlagenheit und gelegentlichem Fieber. Danach kommt es zu dem typische Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten, juckenden Bläschen. Diese treten zuerst am Rumpf und im Gesicht, später auch an anderen Körperstellen auf. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer bakteriellen Superinfektion der Haut, zu einer Lungeninfektion (Pneumonie), einer Gehirnentzündung (Enzepahlitis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis). Ein solch schwerer Verlauf ist meistens eher bei Erwachsenen zu beobachten.

Meist erkranken Kinder bereits im Vorschulalter an den Windpocken. Aber auch Jugendliche und Erwachsene können betroffen sein. Windpocken verlaufen in der Regel ohne Komplikationen. Schwangerschaft und ein geschwächtes Immunsystem können den Krankheitsverlauf aber stark beeinflussen.

Nach einer Windpocken-Erkrankung verbleiben die Erreger im Körper. Sie können später wieder aktiv werden und eine Zweitinfektion - Gürtelrose (Herpes Zoster)- auslösen. Betroffen sein können alle Menschen, die einmal Windpocken hatten. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter infolge schwächer werdender Immunabwehr an.

Da die Durchseuchung mit Varizellen sehr hoch ist und bezogen auf die Gesamtbevölkerung bei über 99% liegt, kommt es nur sehr selten zu einer Infektion einer nicht geschützten Schwangeren. Hierbei werden die Varizellen von einer Schwangeren auf das ungeborene Kind über den Mutterkuchen (Plazenta) übertragen. Das Risiko ist bis zur 21. SSW besonders groß. Eine solche Windpocken-Infektion im Mutterleib kann zum sogenannten fetalen Varizellensyndrom führen. Ebenfalls möglich ist eine Windpocken-Infektion bei Neugeborenen, wenn die Mutter selbst kurz vor oder nach der Geburt an Varizellen erkrankt. Der gefährlichste Zeitraum liegt zwischen 5 Tagen vor und 2 Tagen nach der Entbindung. Unbehandelt sterben in diesem Zeitraum etwa 1/3 aller Neugeborenen.

Behandlung: Die Behandlung orientiert sich an den Symptomen. So werden Hautpflegeprodukte, juckreizlindernde Tinkturen oder Puder sowie Schmerzmittel eingesetzt. Virostatika kommen nur in schweren Fällen und bei erhöhtem Risiko für Komplikationen zum Einsatz.

Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Windpocken für alle Kinder ab 11 Monaten. Jugendliche, die noch keine Windpocken hatten und nicht dagegen geimpft sind, sollten die Impfung nachholen. Das Gleiche gilt für Erwachsene, wenn sie zu einer der folgenden Risikogruppen zählen:

  • Frauen mit Kinderwunsch, bei denen keine Antikörper gegen Windpocken im Blut nachweisbar sind
  • Patienten vor dem Beginn einer Therapie, die das Abwehrsystem schwächt (z.B. vor einer Organtransplantation), wenn im Blut keine Antikörper gegen Windpocken nachweisbar sind
  • Berufsgruppen, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind (wie medizinisches Personal und Vorschullehrer), wenn sie die Windpocken nie hatten und nicht dagegen geimpft sind oder keine Windpocken-Antikörper im Blut nachweisbar sind
  • Menschen mit schwerer Neurodermitis, wenn sie die Windpocken nie hatten und nicht dagegen geimpft sind oder keine Windpocken-Antikörper im Blut nachweisbar sind

Impfung gegen Gürtelrose: Die Impfung verfolgt das Ziel, einen erneuten Ausbruch von Windpocken und damit einer Gürtelrose zu verhindern. Es stehen Impfungen mit Gabe einer oder zweier Impfdosen zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um keine Kassenleistung. Einige Kassen ersetzen aber auf Anfrage die Kosten.

Impfungen bei Kinderwunsch

Wenn Sie eine Schwangerschaft in absehbarer Zeit planen, sollten Sie Ihren Impfschutz vorher überprüfen lassen. Fehlender Impfschutz der werdenden Mutter kann massive kindliche Schädigungen beim ungeborenen Kind verursachen. So kann z.B. ein fehlender Impfschutz der Mutter bei einer Ansteckung mit Röteln in der Schwangerschaft zur Erblindung des Neugeborenen führen.

Vor einer geplanten Schwangerschaft sollten Sie mindestens 3 Monate vorher Ihren Impfausweis in unserer Praxis vorlegen. Noch fehlende Impfungen können dann noch rechtszeitig nachgeholt werden.

Die wichtigsten Impfungen sind:

  • Mumps
  • Masern
  • Röteln
  • Keuchhusten
  • Windpocken (Varizellen)

In der Schwangerschaft dürfen nur Impfungen mit Totimpfstoffen durchgeführt werden, also Diphterie, Hepatitis B, Influenza, Polio, Pertussis und Tetanus. Die Impfung gegen Pertussis (Keuchhusten) und die Influenza-Grippeimpfung sollten nach der 12.SSW in der Schwangerschaft erfolgen.

Weitere Hinweise erhalten Sie unter : Impfungen bei Kinderwunsch im Vorfeld der Schwangerschaft

Weiterführende Informationen erhalten sie unter: Auffrisch- und Indikations-Impfungen für Erwachsene und Senioren

Bringen Sie Ihren Impfausweis mit in unsere Praxis.

Wir überprüfen Ihren Impfschutz.

Bei fehlendem Impfschutz lassen Sie Ihren Impfschutz bei uns vervollständigen!